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Was ist meine Immobilie wert?

Eine Kolumne mit Marc Reisner – zu Tisch mit Walter Mertens

Heute war ich mit Walter beim Lunch. Er ist 70, wir haben eine Zeitlang ehrenamtlich für ein Projekt gearbeitet und treffen uns noch ab und zu. Wir waren im Steakhaus verabredet.

„Mensch, Walter, Du siehst ja großartig aus“, begrüßte ich und meinte es auch so. Walter ist schlank und hat volle weiße Haare, jetzt war er auch noch braungebrannt. „Die viele Gartenarbeit“, lachte er und drückte meine Hand kräftig. Aber damit sei nun Schluss. Warum das denn?, wollte ich wissen. Das wolle er mir gleich erzählen. Walter zwinkerte mir zu und zog mich am Arm mit in Richtung Salatbüffet.

Nachdem wir wieder saßen, drängte ich auf eine Antwort. Aber Walter wollte erst bestellen und orderte ein Rumpsteak, medium, und ein alkoholfreies Bier. Ich schloss mich an. „Also?“, fragte ich noch einmal. Walter streckte sich und dehnte die Schultern. „Ich habe heute Vormittag ein Stündchen am Computer gesessen“, erklärte er, „aber lieber bin ich draußen.“ Jetzt wurde ich noch neugieriger. Was er denn gemacht habe? Wir prosteten uns kurz zu, da das Bier jetzt auf dem Tisch stand. „Du weißt doch“, holte er aus, „dass Susanne zum Monatsende in Rente geht?“ Ehrlich gesagt hatte ich das vergessen. Seine Frau wirkte immer so jung und dynamisch, dass der Begriff Rente zu ihr ebenso wenig passte wie zu Walter. Er fuhr fort: „Jedenfalls haben wir überlegt, dass wir keine Lust auf Gartenarbeit haben, sondern uns lieber die Welt ansehen wollen.“ – „Ihr wollt auf Reisen gehen?“ Ich verstand.

„Genau – und da haben wir gedacht, wir verkaufen das Haus. Den Erlös stecken wir in eine Wohnung, den Rest geben wir an den schönsten Plätzen der Erde aus.“

Er zwinkerte mir zu und wischte sich etwas Bierschaum vom Mund.

Ob er denn glaube, seine Immobilie gut verkaufen zu können.

​„Siehst Du: Jetzt kommen wir dazu, warum ich vorhin am Computer war.“ Er habe nach Online-Tools zur Immobilienbewertung gegoogelt. Da hätte ich ihm eine gute Adresse nennen können, aber ich hatte es ja nicht gewusst. „Tatsächlich habe ich einen Makler gefunden, der genau das anbietet, was ich gesucht habe: eine Online-Maske zur Dateneingabe und eine Bewertung, die nicht nur durch den Computer, sondern auch durch einen Experten des Büros vorgenommen wurde.“ Das interessierte mich: Was so etwas koste? „Nichts! Super, was?“ Die Steaks standen mittlerweile vor uns und er nahm einen Bissen. Mit „super“ konnte er also sowohl das Fleisch als auch die Online-Bewertung meinen.

Schon nach zwei Stunden habe er eine Antwort erhalten, erzählte Walter, und der darin genannte Preis sei rund 20 Prozent höher als das, was er und seine Susanne sich erhofft hatten. „Klar: Das ist nur ein Anhalt. Aber eben auch ein Wert, mit dem wir uns bereits nach einer passenden Wohnung umschauen können.“ Und wie es weitergehe? „Ich habe den Makler angerufen und um einen Besuch gebeten. Jetzt kommt einer seiner Mitarbeiter und schaut sich unser Haus genau an. Diese Leute sind ja erfahren und wissen genau, worauf sie achten müssen.“ – „Richtig“, ergänzte ich, „manchmal entdecken die ungeahnte Potenziale.“ Das stimme. Und die nötigen Unterlagen habe er bereits zusammengesucht. Walter rieb sich die Hände. „Hör mal“; sagte er dann, „Du weißt: Ich bin im Unruhestand. Lass uns aufbrechen – ich will noch ins Reisebüro.“ – „Na klar“, kalauerte ich, „Reisende soll man nicht aufhalten. Ich zahle!“ Wir verabschiedeten uns voneinander. Ich blieb noch sitzen, bestellte einen Kaffee und holte mein Smartphone hervor. Diese Website wollte ich mir gleich nochmal genauer ansehen.

Autor des Beitrags: Marc Reisner

Er ist freier Wirtschaftsjournalist aus Mainz mit den Schwerpunkten Finanzen, Wirtschaft, Immobilien und Tourismus

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